
AUSGEBUCHT: Demokratieforum „Letzte Chance für die Demokratie? Was jetzt getan werden muss“
Im SWR Demokratieforum am 26.2.2025 auf dem Hambacher Schloss diskutieren mit Moderator Michel Friedman die Autorin Jagoda Marinić, der Politikwissenschaftler Volker Kronenberg (re.) und der Präsident des ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Achim Wambach (li.), auch Mitglied im Deutschen Ethikrat.
Die Vorzeichen für die neue Bundesregierung könnten schwieriger nicht sein. Welche Regierungskoalition auch immer sich nach der Bundestagswahl am 23.2. herausbilden wird – die Liste der Herausforderungen ist lang: Wohnungsnot, Rente, Inflation. Die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft sind schlecht. Die Verteidigung fordert enorme finanzielle Anstrengungen. Im Streit um den Kurs bei der Migrationspolitik und um eine Zusammenarbeit mit der AfD gehen Hunderttausende auf die Straße.
Es fehlt an Geld in wichtigsten Bereichen. Das wirft Grundsatzfragen auf wie die Diskussion um Schuldenbremse und das Bürgergeld. Und es stellt sich die Frage: Woran liegt es, dass die Gesellschaft und ihre gewählten Repräsentanten so wenig bereit sind für Veränderungen? Und: Warum werden ungelöste Themen von der Politik auf- und herumgeschoben? Ist Bequemlichkeit der Grund? Ist es der Einfluss von Lobbyisten? Oder ist es das Bewusstsein der Politiker: Unbequeme Entscheidungen kosten womöglich Stimmen bei der nächsten Wahl?
Die Wähler sind enttäuscht vom politischen Berlin: Im aktuellen ARD-Deutschlandtrend bekommen alle Spitzenkandidaten kritische Bewertungen. Der Bonner Politologe Volker Kronenberg sagt, die Stimmung sei dramatisch schlecht und die Unzufriedenheit mit den staatstragenden Parteien und der Regierung extrem groß.
Die Verunsicherung trifft auf eine Zeit, in der die Welt sich verändert. Russland ist kein Partner mehr, die USA sind schwer einzuschätzen. Populistische Parteien und Strömungen haben Themenfelder des Versagens schon lange für sich besetzt. Geht die Spaltung der Gesellschaft tiefer?
„Die Säle der Gleichgesinnten zu verlassen, das ist wichtig“, sagt Jagoda Marinić. Die Publizistin und Autorin kennt die ambivalente Haltung der Deutschen gegenüber Zuwanderung – sie war jahrelang Leiterin des Interkulturellen Zentrums in Heidelberg.
Im SWR Demokratieforum fragt Moderator Michel Friedman, was die Politik jetzt tun muss, um einer zutiefst verunsicherten Gesellschaft die Orientierung zu geben, die Demokratie noch möglich macht.
Vielleicht ist es die letzte Chance für die Demokratie. Wenn die nächste Regierung versagt, droht spätestens 2029 eine politische Gemengelage, die im schlimmsten Fall eine extremistische und undemokratische Mehrheit in Deutschland zur Folge hat.
Mit dem streitbaren Moderator und Publizisten Michel Friedman diskutiert der Präsident des ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Achim Wambach, der, auch Mitglied im Deutschen Ethikrat ist. Einen eigenen Kompass für den gesellschaftlichen Wandel hat Jagoda Marinić. Die Schriftstellerin und Podcasterin beschäftigt sich damit, wie Zuwanderung und ein Miteinander der Kulturen zu einem besseren Deutschland führen kann. Volker Kronenberg von der Universität Bonn versteht die Politologie als praktische Wissenschaft: Er steht für die Gegenwartsanalyse von Demokratie, Parlamentarismus und politischer Kultur.
Eine Veranstaltung des SWR und der Stiftung Hambacher Schloss.
Die Veranstaltung ist ausgebucht und wir können leider keine Plätze mehr vergeben.
Das Demokratieforum wird vom SWR aufgezeichnet und ist in der Nacht zum 01. März um 0:15 Uhr sowie am Sonntag, 09. März, um 8:20 Uhr im SWR-Fernsehen RLP zu sehen. Außerdem ist das Gespräch in der ARD-Mediathek abrufbar.
Wofür steht das Demokratieforum Hambacher Schloss?
In der Tradition des Hambacher Fests und dem hiermit verbundenen Geist der Meinungsfreiheit und der Bürgerrechte diskutieren lebenserfahrene und streitlustige Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaft auf dem Demokratie-Forum Hambacher Schloss. Politische, gesellschaftliche und kulturelle Themen von grundlegender Bedeutung werden aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln aufgegriffen.
Im Zentrum der kontroversen Debatten steht der „Geist der Gegenwart“ und die zentrale Frage, welche Werte, Ideen und Konzepte künftig unsere Gesellschaft noch zusammenhalten. Das kritische Bürgerforum bietet eine Bühne für substantielle Diskurse und fairen Konfliktaustausch.
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Moderator des Demokratieforums: Michel Friedman

(c) Nicci Kuhn
Viermal im Jahr streitet er 90 Minuten lang mit seinen Gästen über Demokratie. Sein Ziel: Die Zuschauenden und Diskutierenden sollen mit Fragezeichen im Kopf nach Hause gehen und weiter über das Thema des Abends nachdenken. Verkürzte Darstellungen und plakative Statements mag er nicht.
Sich für Demokratie einsetzen, das ist Michel Friedman auch persönlich ein Herzensanliegen: „Demokratie bedeutet leben, Mensch sein. Ich möchte, dass auch meine Kinder frei leben.“ Gerade jetzt sei es entscheidend, sich für die Demokratie zu engagieren. „Wenn sich Demokraten und Demokratinnen jetzt nicht für die Demokratie engagieren, werden sie eines Tages nicht sagen können, ´Ich habe von nichts gewusst. Ich wasche meine Hände in Unschuld‘.“
Der deutsch-französische Publizist Michel Friedman wurde 1956 in Paris geboren und lebt in Frankfurt. Beim Berliner Ensemble empfängt er seit 2017 regelmäßig Gäste für das Format „Friedman im Gespräch“. Im Jüdischen Museum Frankfurt ist er als Moderator Teil der neuen Veranstaltungsreihe „Denken ohne Geländer“.
2023 erschien sein neues Buch „Schlaraffenland abgebrannt. Von der Angst vor einer neuen Zeit“. Friedman war jahrelang stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland sowie Herausgeber der Wochenzeitung Jüdische Allgemeine. Als Moderator wurde er mit der Sendung „Vorsicht! Friedman“ bekannt.